Artikel erschienen am 26.05.2022
Von Beate Jenkner, Berufsbetreuerin
Das Credo der sozialen Organisationen bleibt unerfüllt. Wir rufen die Beschäftigten des SuE dazu auf, den Tarifvertrag abzulehnen!
Die 45.000 Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst (SuE) haben gekämpft und gestreikt, um endlich die gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung zu bekommen, die ihnen längst zustehen sollte. Vergeblich.
Schon jetzt beläuft sich der Fachkräftemangel auf mindestens 22.000, vorsichtig geschätzt. Kein Wunder, der Beruf ist finanziell kaum attraktiv. Die gesundheitlichen Belastungen sind hoch, der Stress nimmt seit Jahren zu, die fachlichen Anforderungen ebenfalls. Viele Erzieher*innen gehen krank zur Arbeit, bei fehlendem Personal will keiner die Kolleg*innen im Stich lassen.
Durch die Pandemie wurde die Situation noch verschärft. Es gibt Umfragen, wonach fast ein Viertel der Beschäftigten darüber nachdenkt, den Beruf, den sie eigentlich gerne machen, aufzugeben.
Kurz gesagt: Es fehlt an Geld, Personal, Weiterbildungsmöglichkeiten, Anerkennung und Wertschätzung. Dies alles hätte Ver.di erkämpfen müssen! Stattdessen gibt sich die Gewerkschaft mit Almosen zufrieden.
Die monatlichen Zulagen von 130 Euro bzw. 180 Euro bleiben die nächsten Jahre gleich, eine Anpassung an die Inflation gibt es nicht. Das gilt auch für die 70 € Zulage für Praxisanleitung.
Das ist ein Tropfen auf den heissen Stein, bei einer Inflation von jetzt bereits 7,4 % bedeutet das einen Reallohnverlust. Die Wohnzulage wird auf 100,- € erhöht. Auch dies bei den Mietpreisen und explodierenden Nebenkosten kein Grund, sich zu freuen.
Es wird immer mehr Fachkompetenz erwartet. Aber der Rechtsanspruch auf Qualifizierung wurde abgelehnt. Die sollen die Beschäftigten bitte selbst in ihrer Freizeit und auf ihre Kosten erwerben.
Die Forderung nach einer Entlastung wurde nicht erfüllt. Ver.di erklärt, sie hätten hier etwas erreicht: Zwei Regenerationstage pro Jahr und die Möglichkeit der Umwandlung von Teilen der Zulage in zwei weitere Regenerationstage.
Liebe Ver.di, welche/r Erzieher*in, die/der sich jetzt schon krank in die Arbeit schleppt, weil Personal fehlt, tauscht seine Zulage gegen 2 Tage frei? Auf welchem Planeten lebt ihr denn?
Erst hat Ver.di verkündet, dass sie gern auf Streik verzichten würde, und dann lässt sie sich erneut als Tanzbär am Nasenring durch die Manege der Arbeitgeber ziehen. Seit Jahren jammern die Arbeitgeber, seit Jahren fordert man gebetsmühlenartig Verzicht von den Beschäftigten im sozialen und pflegerischen Bereich. Wer eine gesellschaftlich wichtige Arbeit leistet, nagt am Hungertuch.
7,5 Milliarden hätte es gebraucht, um die Forderungen der Beschäftigten komplett zu erfüllen. Das Geld ist da, es gehört nur anders verteilt! Das Bundesfinanzministerium prognostiziert in der Vorlage für den Arbeitskreis Steuerschätzung gegenüber der letzten Prognose aus dem vergangenen November gesamtstaatliche Mehreinnahmen bis 2026 in Höhe von 232 Milliarden Euro.
Der Staat subventioniert den Irrsinn Elektromobilität mit fast 1 Milliarde Euro!
Durch die Steuervergünstigung im Erb- oder Schenkungsfall von ganzen Betrieben beziehungsweise Anteilen an Kapitalgesellschaften verlieren die Bundesländer dieses Jahr geschätzt 5 Milliarden Euro.
Die Subventionen von Großkonzernen in der Pandemie nicht mitgerechnet, die der Steuerzahler finanziert hat. Dafür wurden dann von den Börsenunternehmen in Deutschland rund 70 Milliarden Euro an die Aktionäre ausbezahlt.
Jährlich wird rund 1 Milliarde unbezahlter Überstunden geleistet, um die Profite der Konzerne zu steigern. Das fehlt an Steuergeldern!
Das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Die Arbeit in den sozialen Berufen ist unersetzlich, sie ist unverzichtbar und ihre Wertschätzung auch nicht verhandelbar! Wir fordern die Beschäftigten dazu auf, den Tarifvertrag abzulehnen.
Wir solidarisieren uns mit Euch. Wir gehen auf die Strasse, schließt Euch an.
WEHRT EUCH, STREIKT, LEISTET WIDERSTAND!
EURE ARBEIT IST MEHR WERT ALS EIN DANKE!!!
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